Diese Schalen erzählen lange Geschichten aus der Vergangenheit und sind Raritäten, die mein Herz bewegen. Sich vorzustellen, welche Wege sie gegangen sind und einen Teil ihrer Vergangenheit zu kennen und auch zu sehen macht diese Schalen zu von Leben erfüllten Kleinoden in meiner Sammlung, die ich ihrem Alter entsprechend besonders liebevoll behüte. Wenn Sie zufällig antike Schalen abzugeben haben oder andere Quellen kennen, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mit mir in Kontakt treten.
![]() |
![]() |
Diese Schale hat viele viele Jahre hinter sich. Ich stelle
mir vor, wer sie wohl getöpfert hat und weiß
eigentlich nichts über sie, außer die Geschehnisse
der letzten wenigen Jahrzehnte. Insbesondere die letzten 6 Monate bevor
ich sie bekam waren da sehr turbulent.
Vor etlichen Jahren wurde sie aus China ins Bonsaizentrum Heidelberg
verfrachtet. Dort verbrachte Sie ihre Zeit in einer Schauvitrine und
wurde anscheinend wenig beachtet. Ob sie zum Verkauf stand oder nicht,
ist mir nicht bekannt. Bekannt ist mir aber, dass sie nach der
Auflösung des Zentrums vor wenigen Jahren in seiner
Konkursmasse verkauft wurde. Der neue Besitzer entschied sich dazu,
etliche der Schalen, die er so erworben hatte, in einen
Verwertungsbetrieb zu geben und so etwas Geld mit diesen Relikten zu
verdienen, die einst Bestandteil der Anlaufstelle für Bonsai
in ganz Europa waren. Es dauerte einige Wochen bis
schließlich ein gewisser Teil dieser Schalen fotografiert und
in den entsprechenden Webshop und parallel in einem
Internet-Auktionshaus eingestellt wurde. Zu diesen Schalen
gehörte auch die hier abgebildete. Versehentlich! Es dauerte
wieder etliche Wochen, bis ein sehr guter Freund von mir sie bemerkte.
Der angegebene Preis war jenseits von gut und böse, er war
vollkommen unangemessen und so zeigte er sie mir aus Interesse und die
Geschichte schien zu Ende. Monate später fand ich die Schale
wieder. Der Preis war deutlich gefallen und ich spielte ein wenig mit
dem Gedanken, die Schale nun zu erwerben. 68x36cm sollte sie
groß sein. Eine Größe, die man schlecht
bepflanzen kann und insofern lediglich ein Ausstellungsstück,
wenn überhaupt. Das Foto, das sie zeigte, war extrem
verschnitten, perspektivisch schlecht und insofern die Idee, die Schale
zu kaufen mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Zeit verging also,
während ich weiter überlegte und sie bald wieder fast
vergessen hatte. Das Sommerfest des Bonsai-Fachforums war dazwischen
und hohe Ausgaben für andere Dinge hielten mich fast ganz
davon ab, die Schale noch interessant zu finden. Dennoch.
Plötzlich war sie wieder in meinen Gedanken und wollte nun
auch nicht mehr aus diesen verschwinden.
Kurzum, die Schale sollte nun gekauft werden. Ich bestellte die Schale
und wartete. Einige Tage später erhielt ich eine
Versandbestätigung, nachdem ich den Verkäufer gebeten
hatte, die Schale extrem sorgsam zu verpacken. Nochmals einige Tage
später, ohne eine Benachrichtigung von einem Paketboten im
Briefkasten gehabt zu haben, erhielt ich eine Mail:
"Leider ist ein Fehler in der Artikelbeschreibung unterlaufen. Die
Schalen verkaufen wir im Auftrag. Fotos und Maße wurden uns
vom Auftraggegeber übermittelt. Bei den
Verpackungsvorbereitungen wurde festgetstellt, daß die Schale
von den angegebenen Maßen erheblich abweicht. Maße
laut Angebot 68 x 36 cm. Originalmaße der Schale 33 x 25 cm.
Wir müssen daher den Kauf stornieren, da die Ware nicht der
Beschreibung entspricht. Wir werden den bezahlten Betrag auf Ihr Konto
zurück überweisen. Sollte Sie eine andere Regelung
wünschen, bitte kurze Info. Wir können uns
für den Fehler nur in aller Form entschuldigen."
Zwischenzeitlich hatte ich mehrmals mit Peter Krebs gesprochen und war
mir darüber im Klaren, dass ich die Schale nach wie vor haben
wollte, obwohl sie nun nicht einmal mehr halb so groß war!
Eigentlich aber sogar gerade deswegen.
Ich rief also den Verkäufer wieder an, bat ihn, die Schale nun
dennoch zu versenden und wollte mich weiter auf ein baldiges Paket
freuen.
![]() |
![]() |
In der Zwischenzeit hatte der Besitzer der Konkursmasse
jedoch festgestellt, dass er die Schale eigentlich gar nicht mehr
abgeben wollte. Ich sollte mich nun noch einen Tag gedulden. Am
nächsten Tag ein weiteres Telefonat. "Die Schale geht nun zu
Ihnen." Wieder begann das Warten, wieder kamen tagelang keine
Paketbenachrichtigungen, bis schließlich ein Nachbar einen
Zettel an meine Tür klebte.
Das Paket war bei den Nachbarn gelandet, jedoch kein Paketschein bei
mir. Der Moment der Wahrheit stand bevor. Der Karton wurde vorsichtig
geöffnet und herraus kam nichts anderes, als eine
völlig andere, überhaupt nicht mit der gekauften
vergleichbare Schale in türkis. Am Abend noch rief ich den
Verkäufer auf seiner privaten Handynummer an, die mir
mittlerweile bekannt war und informierte ihn.
Kein Einsehen, lediglich: "Das kann doch gar nicht sein!".
Nochmal ein Tag warten folgte, denn alle Schalen wurden in einem
ausgelagerten Gebäude in einer anderen Stadt aufbewahrt. Dann
die Erlösung: "Die Originalschale steht noch im Lager, da gab
es ein Missverständnis"
Wieder warten und erwarten. Ist die Schale nun doch 68x36 cm
groß? Kommt sie überhaupt an? Kommt sie heil an? War
die ganze Geschichte von vorne herein ein Fehlkauf, weil das Foto den
schlechten Zustand verschleiert hat?
Die Geschichte nahm endlich ein gutes Ende.
Nun freue ich mich sehr über ein historisches Stück
mehr in meiner Sammlung und darüber, sie hier zeigen zu können.
Die Schale wurde spätestens um 1920 getöpfert und ist möglicherweise sogar älter. Insbesondere kann ihr Alter datiert werden, da die Oberseite des Randes nicht glasiert wurde. In den entsprechenden Töpfereien wurden die Schalen für den Brennvorgang direkt aufeinander gestellt. Wären die Ränder glasiert gewesen hätten die Schalen im Anschluss aneinander gehaftet.